Genussorte im Regierungsbezirk Oberbayern
KLOSTERDORF ETTAL
Erfahrungsschätze
Vor Jahrhunderten besiedelten Mönche die entlegensten Ecken Bayerns und prägten ganze Regionen. Welche Erfahrungen in Sachen Landwirtschaft und Ernährung dabei gesammelt wurden, zeigt das Kloster Ettal im Oberland
Ettal liegt in einem Hochtal auf 877 Metern Höhe. Oft sind nur die Sommermonate frostfrei. Wer hier etwas anbauen will, muss auf sich allein gestellt mit allen Mitteln kämpfen. Und doch wagten es einige mutige Männer. 1330 gründete Ludwig der Bayer hier ein Kloster. Die Benediktiner rangen dem Boden einiges ab. Bis heute profitieren wir von der Erfahrung, die sie sammelten.
Im Jahr 1609 etwa zog die Brauerei von Oberammergau hinter die Mauern der Klosteranlage. Schon damals erzeugten die Mönche auch Ettaler Klosterliköre. Das benachbarte „Klosterhotel Ludwig der Bayer“ verarbeitet Erzeugnisse aus klösterlicher Landwirtschaft, Gärtnerei und Käserei sowie Wildbret aus der eigenen Klosterjagd und Fischspezialitäten.
Auch die Landwirte haben eine enge Beziehung zum Kloster. Gemeinsam mit der Abtei gründeten 37 von ihnen die „Schaukäserei Ammergauer Alpen“. Dort verfolgen Besucher, wie Käse, Butter und Joghurt entstehen. Wenn dabei der Wunsch entsteht, die Köstlichkeiten zu probieren, findet man in der Käserei ein Genussparadies – das rustikale „Brotzeitstüberl“.
Die Gemeinde Ettal liegt zehn Kilometer nördlich von Garmisch-Partenkirchen und wird durch die Barockanlage des Klosters geprägt. Brauerei und Brauereimuseum können bei Führungen besichtigt werden. Schloss Linderhof, das kleinste der Schlösser von Ludwig II., liegt zehn Minuten Autofahrt vom Kloster entfernt.
Die Ettaler „Liqueure“ werden in der klostereigenen Manufaktur von Frater Vitalis hergestellt. Von Hand werden die Kräuterzusätze ausgewählt, gewogen und dem Destillat zugegeben. Die Qualitätsüberprüfung führt ebenfalls Frater Vitalis mit seiner feinen Nase durch. Bei einer Führung durch die Destillerie erfahren Gäste mehr über die Herstellung des edlen Stoffs. Frater Vitalis ist der Geheimnisträger der klostereigenen Rezepturen. Nur er und ein weiterer Mönch aus dem Ettaler Konvent kennen alle Zutaten.
Der milde „Heuliqueur“ entsteht aus Kräutern des Klostergartens und der „Wiesmahd“. Die „Wiesmahd“-Flächen sind eine Besonderheit der Ammergauer Alpen, bis heute bewahrt und gepflegt. Die oft unwegsamen Areale werden nicht gedüngt, nur einmal im Jahr von Hand gemäht und erhalten eine artenreiche Flora und Fauna.